“Heiligengrabe – leben wie Gott in Frankreich.” (Täve Schur)
Am Gründonnerstag 2011 (21. April) fand die offizielle Einweihung des neuen oder wiederentdeckten in der Prignitz gelegenen Pilgerweges “Annenpfad” statt. Der bekannteste und beliebteste Radsportler der ehemaligen DDR – Gustav Adolf “Täve” Schur – war der Einladung gefolgt und wanderte ungefähr 15 Kilometer auf dem insgesamt ca. 22 Kilometer langen Pilgerweg in Norddeutschland mit. Locker hätte des achtzigjährige rüstige Rentner, der auch heute noch ein bis dreimal wöchentlich für ca. 60 Kilometer aufs Fahrrad steigt, auch den Rest der Strecke bewältigt, aber (s)eine Buchlesung in Kyritz “an der Knatter” war der Grund für das vorzeitige Verlassen des Pilgerweges, den neben ihm mehrere Dutzend Leute mitbestritten.
Kurz nach 10 Uhr wurden zahlreiche pilgerwillige Gäste bei bestem Wetter – im Verlauf des Tages wurde es gelegentlich dem ein oder anderem schon (fast) zu warm – an der Bölzker Kirche herzlich willkommen geheißen. In einigen Begrüßungsworten erläuterte der Heiligengraber Bürgermeister Holger Kippenhahn die Bedeutung sowie Möglichkeiten des Pilgerns, ehe der stellvertretende Pritzwalker Amtskollege Rainer Greve die Sehenswürdigkeiten und teils unberührte Natur entlang des Annenpfades hervorhob, die einem zum Verweilen und Entspannen einlädt.
Nach der Vorstellung des Vereines und der Kirche Bölzke, die in Zukunft eine Ausstellung sowie ein Informationszentrum zum Pilgern enthalten soll, ging es dann um 10:25 Uhr auf den Pilgerweg Annenpfad.
An verschiedenen Punkten entlang des Pilgerweges erhielten die, die sich am Gründonnerstag auf den Weg gemacht hatten, nähere Informationen an ausgewählten Orten entlang der Strecke. In unterschiedlichem, aber meist zügigem Wandertempo wurde nach etwa einem Drittel der gesamt zweiundzwanzig Kilometer gegen 12:00 Uhr das Kloster Stift Heiligengrabe erreicht, wo es eine Pilgermahlzeit gab. Wer mochte, konnte auch dem Mittagsgebet in der Heiliggrabkapelle beiwohnen. Hier stieß auch die Bundestagsabgeordnete Kirsten Tackmann auf die Pilgerschar. Sie war maßgeblich am Dabeisein der Radsportlegende beteiligt, da sie die entscheidenen Kontakte herstellen konnte.
Frisch gestärkt begaben sich die prignitzer Pilgersleute um Täve Schur auf den zweiten Abschnitt zur Wallfahrtskirche nach Alt Krüssow. Zuvor hatte Täve Schur aber noch weitläufige Verwandschaft in den Arm nehmen können, die in Pritzwalk wohnt und die er noch nie zuvor gesehen hatte.
Während des zweiten Pilgerabschnittes zwischen Heiligengrabe und Alt Krüssow meinte es die Sonne recht gut, zumal der Wanderung über Wiesen- und Feldwege nur an wenigen Stellen schützende Bäume für die Pilgergruppe bereithielt. So wurden dann auch die kühlenden Temperaturen in der Wallfahrtskirche Alt Krüssow von den meisten als angenehm empfunden. Neben Informationen zur Pilgertradition,insbesondere in unserer Region, sowie zur Kirche in Alt Krüssow, die früher einmal ein (Zwischen-)Ziel auf dem Weg zu einem noch größeren Ziel darstellte, gab es auch eine Besichtigung des Kircheninneren mit entsprechenden Erläuterungen sowie die Möglichkeit, sich bei Kaffee und Kuchen zu stärken, bevor es weiter auf den letzten Streckenabschnitt zurück zur Kirche Bölzke ging.
Die meisten pilgerten auch dieses letzte Teilstück noch mit. Für Täve Schur, der mehr als einmal an diesem Tag den Satz “Heiligengrabe – Leben wie Gott in Frankreich.” von sich gegeben hatte beim Anblick der weitgehend natürlich erhaltenen und ruhig gelegenen prignitzer Landschaft bedeutete das Erreichen der Alt Krüssower Kirche auch gleichzeitig Abschied nehmen von der Pilgertruppe, die er mit so mancher Erzählung und Anekdote aus seinem Leben bereichert hatte, denn um 17 Uhr wartete auf ihn eine Buchlesung am Mehrgenerationenhaus in Kyritz, an der wiederum rund 50 Leute trotz anstehender Ostervorbereitungen teilnahmen. Moderator der Veranstaltung war Holger Kippenhahn.
Während der Erzählungen aus seinem Leben bei der Buchvorstellung kam immer wieder ein Zitat von Täve Schur vor:
“Das Wichtigste ist, dass der Mensch lernt, einfach zu leben und bescheiden zu bleiben.”
Mit diesem Satz schließt sich dann auch wieder der Kreis zwischen Buchlesung am Nachmittag und der Pilgerwanderung am Vormittag und es ist nichts mehr hinzuzufügen.
Impressionen: